Kaum von der Zulassungsstelle zurück, habe ich die temporären Nummernschilder angeschraubt. Ich konnte es gar nicht erwarten die ersten Meter bei uns die Strasse rauf und runter zu fahren. Die Nachbarn offensichtlich auch nicht.
War das ein tolles Gefühl. Fahren in einem Automobil von 1923! Faszinierend.
Bilder gibt es von dieser Aktion leider keine. Ich war mit Fahren beschäftigt und hatte da auch alle Hände voll zu tun.
Es geht wesentlich besser als gedacht. Gott sei Dank kannte ich die Model T typische Geräuschkulisse schon von der Fahrt in Thomas' Model T. Das Heulen und Mahlen des geradeverzahnten Planetengetriebes hätte mich sonst vermutlich schon stutzig gemacht. Es scheint aber alles zu passen. Zumindest fällt mir nichts Ungewöhnliches auf.
Die Zusatz-Bremsen verzögern ganz ordentlich, müssen aber immer wieder nachgestellt werden. Logisch, ist ja alles neu und muss sich erst einmal einlaufen.
Der Motor startet super, läuft sauber ohne zu stottern, dreht flüssig hoch und klingt nicht ungewöhnlich. Kein Klopfen, kein Klappern und kein Rasseln. Passt fürs erste.
Das Getriebe wechselt sauber die beiden Gänge und die Kupplung rutscht beim Übergang in den zweiten Gang nicht durch. Bestens. Das war noch eines der Dinge, welches mir Sorgen machte, da ich das ich im Stand nicht testen konnte. Erleichterung.
Das Ruckstell-Getriebe in der Hinterachse habe ich bewusst erst mal deaktiviert, in dem ich das Betätigungsgestänge nicht eingebaut habe. Da will ich mich erst später mit befassen, wenn ich das Fahrzeug einigermassen beherrsche. Nicht, daß ich da am Anfang gleich durcheinanderkomme. Mal sehen, was der TÜV dazu sagt, daß das Hinterachsgetriebe stillgelegt ist. Wenn sie es überhaupt merken.
Klar ist alles ungewohnt: Getriebe mit den Füßen bedienen, Gas geben am Lenker, Zündzeitpunkt beachten. Klingt aber in der Theorie komplizierter, als es in der Praxis ist. Wenn man sich vorher mit der Bedienung befasst hat und einen solch guten Trainer hat wie ich mit Thomas, dann gewöhnt man sich recht schnell daran.
Ich habe auf den ersten Kilometern schön langsam gemacht und bin so vorsichtig wie möglich gefahren. Mit den Kilometern wurde ich immer mutiger und habe mich dann langsam gesteigert in Sachen "Geschwindigkeit". Das mit der Geschwindigkeit ist natürlich relativ, aber 50 Sachen in einem offenen Model T kommen einem vor wie 100 Sachen in einem modernen Auto.
In eine richtig blöde Situation bin ich an diesem Tag nicht gekommen. Zwei, drei Mal habe ich die Kiste etwas später zum Stehen gebracht als ich es wollte, aber das war an diesen Stellen - Gott sei Dank - kein Problem. Das war aber mit Sicherheit eine der wichtigsten Lektionen des ersten Tages: Rechtzeitig vom Gas gehen und frühzeitig das Bremsen anfangen, sonst kann es schnell eng werden. So zügig ein Model T beschleunigt, so träge bremst es. Hier muss man sich wirklich umstellen. Aber ich bin weder zu weit in eine Kreuzung gesaust, noch gegen einen Gartenzaun geknallt oder sonst irgendwo hängen geblieben. Auch die Fahrten rückwärts in die Garage haben nach ein paar Versuchen geklappt. Nicht sehr elegant, aber immerhin.
Am Nachmittag geht es noch zur Tankstelle im Ort, um den Luftdruck zu kontrollieren und den Tank komplett zu füllen. Für die späten Abendstunden ist noch die Kontrolle der Scheinwerfer vorgesehen.
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