Donnerstag, 7. August 2014

Der TÜV Termin

Am 7. August war dann der Tag der Tage. Ich hatte für 10.30 Uhr einen Termin beim TÜV in Regensburg vereinbart. Ich habe den Termin bewusst auf diese Zeit gelegt, weil dann zum einen der morgentliche Berufsverkehr schon durch war, und zum anderen ich ausreichend Zeit hatte um vorher noch schnell etwas zu richten, falls etwas schief gehen sollte.

Irgendwie war das schon sehr aufregend. Wobei ich dem Termin beim TÜV selbst eher gelassen entgegen gesehen habe. Ich hatte alles so umgebaut wie es die Herren vom TÜV in den diversen Vorabgesprächen gewünscht hatten.
Meine primäre Sorge war eher die Fahrt zur Prüfstelle in Regensburg. Insgesamt sind es gute 15 Kilometer bis zum TÜV. Die ersten Kilometer konnte ich noch auf kleinen Nebenstrassen fahren, zum Schluss blieb mir aber nichts anderes übrig, als auf der B15 zu fahren. Naja, wenigstens ab der Stadtgrenze Regensburg darf dort nur noch generell 70 km/h gefahren werden. Da würden mir die anderen Verkehrsteilnehmer wenigstens nicht ganz so schnell um die Ohren pfeifen.

Das Wetter war perfekt an diesem Donnerstag. Sommerliche Temperaturen und leichte Bewölkung am Morgen. Also bin ich um 09.30 Uhr losgefahren. Ich hatte folglich eine Stunde Zeit für die 15 Kilometer, das sollte locker zu schaffen sein.

Und das war es schließlich auch. Das Model T lief einwandfrei, die anderen Verkehrsteilnehmer haben gut aufgepasst und in der Stadt selber bin ich in keine blöde Situation gekommen. Alle haben schön Abstand gehalten und nicht gedrängelt. So stand ich schliesslich um kurz nach 10 Uhr zufrieden auf dem Hof der TÜV Prüfstelle. Der erste Teil war erfolgreich absolviert.

An dem Tag war auch absolut nichts los beim TÜV und so bin ich auch gleich drangekommen. Zuerst der ganze Papierkram. Ich habe alle Unterlagen abgegeben, die ich für die Prüfung vorlegen musste. Den amerikanischen Title als Eigentumsnachweis, der Kaufvertrag, das unverschämt teure Datenblatt vom TÜV Süd, etliche Model T Unterlagen und den Ersatzteilkatalog von Langs hatte ich dabei. Letzterer sollte auch noch wichtig werden.

Nachdem der ganze Formularkram endlich geklärt war, ging es dann endlich mit dem Fahrzeug in die Halle. Fahren wollte keine der TÜV Prüfer selber, das hat man lieber mir überlassen. War mir auch ganz Recht so.


Vor der Halle bin ich noch ca 10 Minuten vom Prüfer über das Fahrzeug ausgequetscht worden. So etwas haben die schliesslich nicht alle Tage und, es war ja nichts los, Zeit hatten die auch an diesem Tag.

"So, dann machen wir mal die Bremsprobe, fahren sie mal mit den Vorderädern auf die Rollen da vorne", meinte er routinemässig, nachdem wir uns noch 2 Minuten vorher drüber unterhalten hatten, daß das Model T niemals Vorderrad-Bremsen hatte.
Na gut. War schnell geklärt und dann ging es mit den Hinterreifen auf die Rollen.


Was soll ich sagen: Der Prüfer war beeindruckt von der Bremsleistung des Fahrzeuges und mir fiel ein Stein vom Herzen. Das war alles nur den Rocky Mountain Bremsen zu verdanken. Diese 1000 Euro haben sich also rentiert. Auch meine penible Einstellerei der Bremsen in den letzen drei Tagen war also nicht umsonst. Die Bremsen haben schön gleichmässig gezogen und locker bis zum Blockieren gebremst. Sowohl mit der Fußbremse, als auch mit der Handbremse. Suuuuuper.

Danach kam noch der übliche Kram. Reifengröße, Profil, Licht, usw. Bei den Reifen gab es nichts zu meckern, die waren ja auch neu. Bei den Rücklichtern ist natürlich sofort aufgefallen, daß das Bremslicht nicht rot, sondern mit den Blinkern gelb leuchtet. Es gab zwar einen Kommentar dazu, aber es ist grundsätzlich erlaubt und war somit kein Problem. Hatten wir auch vorher abgeklärt. Die Vorderlichter waren dem Prüfer zu hoch und zur nicht haarscharf gezeichneten Hell-Dunkel-Grenze gab es einen Kommentar. Gestört hat es aber nicht, es ist ja schliesslich ein historisches Fahrzeug. Sehr kulant, das hätte man auch anders sehen können.


Leichtes Gemecker gab es bei den auf den Achsen aufgeklebten Rückstrahlern. Die seien an sich zwar ok, aber der seitliche Abstrahlwinkel wäre natürlich viel zu gering. Da habe ich mir dann lieber auf die Zunge gebissen und besser nichts gesagt. Man kam dann auch schnell drüber hinweg.

Während der Prüfung sind dann noch zwei Gutachter des TÜV mit dazugekommen. Ich habe gleich ein Wertgutachten für die Versicherung mit erstellen lassen. Die beiden Gutachter waren sehr gut vorbereitet und hatten aus Zeitschriften Artikel über das Model T herauskopiert und diese offenbar auch vorher gelesen.


Im Laufe der Zeit waren so 5 TÜV-Mitarbeiter an meinem Model T beschäftigt. Eine gute Stunde haben sie am Model T herumgefingert und alles genau angeschaut. Ich wusste gar nicht, daß es da so viele interessante Dinge zu sehen gibt. Aber ich kann mich nicht beschweren, sie waren freundlich, interessiert und überhaupt nicht unverschämt oder fies.

Eine Frage hat die Prüfer allerdings lange beschäftigt und damit haben sie mich immer wieder gelöchert. Es war die Frage, ob dieses Fahrzeug denn original sei und kein Nachbau. Man hatte da in der letzten Zeit offenbar so einiges untergejubelt bekommen.

Ich habe bei vielen angesprochenen Punkten bereitwillig Auskunft erteilt und manchmal auch lieber meinen Mund gehalten und nichts gesagt. So zum Beispiel beim Leergewicht, wo die Herren 850 Kilogramm eingetragen haben. Da stand zwar so im Datenblatt drin, ist aber meines Erachtens deutlich zu viel. Deswegen wollte ich aber nicht herumstreiten. Auch solle ich bis zum nächsten TÜV Termin ein Typenschild mit Baujahr, Gesamtgewicht und den zulässigen Achslasten vorne rechts im Motorraum anbringen. Aber gerne doch.

Bei zwei anderen Punkten musste ich dann aber doch eine Diskussion anfangen. Zum einen hatten sie plötzlich Stress mit den neu eingebauten Rocky Mountain Bremsen. Sie glaubten nicht, daß es diese damals schon gegeben hat. Es ging ihnen da um die Begutachtung für das H-Kennzeichen, das ja bekanntlich nur an Fahrzeuge vergeben wird im originalen Zustand oder mit zeitgenössischen Umbauten. Ich konnte die Diskussion gar nicht nachvollziehen. Erst war man noch voll des Lobes über die Bremsleistung und dann diese unsinnige Diskussion. Unsinnig auch deshalb, weil ausgerechnet bei sicherheitsrelevanten Umbauten (Licht, Bremsen) Abweichungen vom originalen Zustand des Fahrzeuges erlaubt sind und auch geduldet werden. Steht so sogar auf den Webseiten des TÜV. Retter in der Not war hier der Langs Ersatzteilkatalog. Da standen ein paar Sätze zur Historie der RMB drin und ein paar Angaben für welches Modeljahr es die Rockies zum Nachrüsten gibt. Damit war diese Diskussion schnell beendet und die Bremsen wurden akzeptiert.

Schliesslich wollte man, so wie es im TÜV-Datenblatt steht, nur 4 Sitzplätze eintragen. Da habe ich dann interveniert. Das Model T ist ein Five-Passenger-Car, und so wollte ich das auch eingetragen haben. Das müsse er erst mit seinem Kollegen in Stuttgart oder Augsburg klären, von dem kam das Datenblatt. Gott sei Dank war dieser telefonisch nicht erreichbar. Hier hat der Nachdruck der Serviceanleitung die Situation gerettet. Da war hinten drauf eine Werbung für das Model T Touring als Five-Passenger-Car. Das hat dann überzeugt. Es wurden 5 Sitzplätze nun bereitwillig eingetragen, aber ich solle auf das zulässige Gesamtgewicht aufpassen und die Achslast. Jaja, schon gut, mach ich.

Und dann war die Show vorbei. Man hat das Fahrzeug vom Zustand her in die Kategorie 2 eingestuft und einen Wert von 23.900 Euro ins Gutachten eingetragen.

Was war ich erleichtert. Im ersten Anlauf durch den TÜV ohne Probleme. Besser konnte es nicht laufen.


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