Sonntag, 11. Mai 2014

Zusammenbau Hinterachse, Teil 1

Achtung: Das wir ein recht langer Post, allerdings mit vielen Bildern.
Passt auch, es war auch eine verdammt lange Bastelaktion. Von 15.00 Uhr bis 0.30 Uhr haben Uwe und ich versucht die Hinterachse wieder korrekt zusammenzubauen.

Es fing alles noch recht harmlos an. Bevor Uwe kam, habe ich die beiden Stifte ausgetauscht, die verhindern, dass sich die Anlaufscheiben mit der Hinterachse mitdrehen. Dadurch, daß ich die eigentliche Fibre-Scheibe im Ruckstell-Getriebe durch eine Metallscheibe ersetzt habe, mussten beide Stifte etwas länger sein als vorher. Der Austausch war eine Kleinigkeit. Die originalen Stifte saßen ziemlich locker im Gehäuse und liessen sich ohne Aufwand heraustreiben. Die neuen Stifte sitzen eine ganze Ecke strammer. Aber das ist ja auch ok so. Der linke Stife ist schon in der richtigen Lage, der rechte muss noch ein Stückchen ins Gehäuse.


Kurz danach kam auch schon Uwe und es konnte losgehen. Nachdem ich bereits zwei mal die komplette Anleitung, natürlich in Englisch, durchgelesen hatte, war schon klar wie in etwa der Zusammenbau vonstatten gehen sollte.

Los geht es mit dem Driveshaft, der Antriebswelle. Hier habe ich ja die originale Lagerung durch eine moderne, einstellbare Lagerung ersetzt. Im Prinzip muss man durch Unterlegen von Distanzscheiben die Lage des Ritzels bezüglich des Tellerrades einstellen. Hört sich einfach an, ist aber ein mittleres Geduldsspiel. Besonders wenn man es das erste Mal macht und keinen Fehler machen will.

Das Ausrichten beginnt damit, daß man das Ruckstellgetriebe mal so grob zusammensteckt, zumindest bis man das Tellerad auf der Gehäuseglocke auflegen kann. Danach soll ja das Ritzel ausgerichtet werden. Anschliessend schraubt man den sog. Spool, also das Lagergehäuse, an das linke Achsgehäuse. Das mit den Unterlegscheiben ist Absicht. Das das Gehäuse der Antriebswelle in diesem Schritt nicht benötigt wird, wären die Schrauben sonst zu lang.


 Auf dem nächsten Bild sieht man den Aussenring des Kegellagers. Da legt man das Innenteil des Lagers ein, hält die Distanzscheiben dagegen und das Ritzel. Nun schielt man auf den Eingriff der Verzahnung und achtet darauf, daß die Zähne des Ritzels mittig auf den Zähnen des Tellerrades eingreifen. Wie gesagt: Das ist ein Geduldsspiel bis man die richtigen Distanzscheiben beieinander hat. Ein Bild gibt es davon leider nicht, wir hatten keine Hand für die Kamera frei.


Hat man die erforderlichen Distanzscheiben ermittelt, schiebt man das Lagergehäuse auf die Antriebswelle. Und immer schön einölen! Mit Getriebeöl. Das stinkt fürchterlich.


Nach Anleitung wird nun das Innenteil des Kegellagers 1 3/8 Zoll weit auf die Welle aufgeschoben. Diesen Punkt haben wir lange Zeit nicht so ganz verstanden, er wurde uns erst später klar. Es geht um einen spielfreien Sitz von Lagerinnenring, Distanzscheiben und Ritzel. Später wird durch die Verschraubung des Ritzel die ganze Mimik zurückgeschoben und sitzt spielfrei.


So sieht das dann zusammengebaut aus. Die Mutter ist noch nicht mit dem erforderlichen Drehmoment angezogen und gesichert. Das kommt erst ganz am Schluß. Unter dem Ritzel kann man gut die dicke Distanzscheibe erkennen und darüber noch ein dünne Scheibe.


Nun muss man noch von hinten her das Lager auf der Welle fixieren durch eine Art Wellenmuttter. Im Prinzip ein Ring mit einem Schlitz und einer Schraube, die diesen Rimng auf der Welle festklemmt. Naja, da hätte es bestimmt auch professionellere Lösungen gegeben.


Nach mehreren Versuchen und mehrmaligen Demontagen und Montagen lief das Ganze sehr gut und wir konnten uns dem Zusammenbau des Ruckstellgetriebes machen.

Zunächst wurde das Differential ordentlich geölt und die vermurksten Schrauben, die wir vorgefunden hatten, wurden durch neue Schrauben ersetzt und ordentlich durch Splinte gesichert.


Anschließend wurde das Ruckstellgetriebe ebenfalls geölt und zusammengebaut. Das habe ich bis dahin schon so oft gemacht, ich könnte es vermutlich mittlerweile mit geschlossenen Augen. Ist auch ähnlich wie ein Lego-Baukasten. Es passt alles zusammen.
Das Differential kommt in das Ruckstell-Gehäuse, die sog. Glocke.


Anschliessend werden die Zahnräder eingesetzt und der Bronzedeckel kommt drauf. Nach dem ersten provisorischen Zusammenbau hatte sich herausgestellt, daß das Spiel trotz der neu eingebauten Metallscheibe immer noch ein klein wenig zu groß war. Also alles wieder raus und eine weitere Scheibe eingelegt. Diese Aktion wiederholten wir bestimmt zwei, drei Mal, bis alles gepasst hat. Nur, daß man mal ein Gefühl dafür bekommt, warum dieser Tag so lange wurde.

Nun kommt eine etwas schwierige Aktion, die man eigentlich nur zu zweit so richtig hinbekommt. Der Bronzedeckel wird mit den Spezialschrauben gegen das Tellerrad verschraubt, das von unten an die Glocke gehalten werden muss.



Dabei wäre uns fast ein fataler Fehler passiert, der auf mein Kappe ging. Die Schrauben halten das Tellerrad, eine der am hächsten belasteten Verschraubungen am Model T. Aus diesem Grund sind es auch Spezialschrauben, die knapp 6 Dollar das Stück kosten. Und man benötigt 10 Stüch davon.

Diese Schrauben werden mit einem ordentlichen Drehmoment angezogen. Aber nicht mit 70 Pfund pro Fuß, wie ich es versehentlich am Drehmomentschlüssel eingestellt hatte. Das war das doppelte des vorgesehenen Anzugsdrehmomentes und selbst für die Spezialschrauben zu viel. Ich war irgendwie noch beim Anzugswert für das Ritzel.
Gott sei Dank kam uns (vor allem Uwe) beim Anziehen der Schrauben das ganze schon komisch vor. Nach einigem Hin und Her haben wir alles noch einmal kontrolliert und nachgelesen. Dabei ist mir dann das falsche Drehmoment aufgefallen. Gott sei Dank haben wir keine Schraube wirklich mit diesem viel zu hohen Drehmoment festgezogen und die Schrauben haben keinen Schaden genommen oder sind abgerissen. Das hätte richtig bescheuert ausgehen können.

Nach einigen Versuchen habe ich zum Schluss sogar recht ansehnliche Drahtsicherungen für die Schrauben hinbekommen.

 
Nachdem das Ruckstellgetriebe zusammengebaut war stellte sich heraus, daß die zwei Stifte, die ich ganz zu Anfang eingebaut hatte, minimal zu lang waren und an dem berühmt berüchtigten Thrustwasher angestossen wären.


Also: Flex raus und vorsichtig abgeschliffen:


Nachdem die Stifte auf die richtige Länge abgeschliffen waren bauten wir die komplette Hinterachse zusammen inklusive Antriebswelle. Bei jedem Montageschritt prüften wir, ob das Spiel im Antrieb noch in Ordnung war. Hat alles gepasst, bis wir das Antreibswellengehäuse fest mit dem Achsgehäuse verschraubt hatten. Plötzlich konnten wir die Antriebswelle nicht mehr als eine Umdrehung drehen, dann kam ein richtiger Anschlag. Und zwar in beide Richtungen. Das haben wir nun überhaupt nicht mehr kapiert. Also alles wieder demontiert und den Fehler gesucht. Nichts gefunden und wieder alles zusammengebaut. Es war zwar besser, aber irgendwas war immer noch im Weg. Wieder alles auseinandergenommen. Inzwischen war es dann auch schon nach Mitternacht und uns sind schon fast die Augen zugefallen. Wir kamen dann zu dem Schluss, daß es eigentlich nur die Schrauben an der Wellenmutter sein kann, die irgendwo am Gehäuse anschlägt. Aber das war ein Problem, das wir zu solch später Stunde nicht mehr angehen wollten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen