Samstag, 13. September 2014

Neue Buchsen für die Lenkung

Der nächste Punkt der Lenkungsrevision betrifft die sog. Spindeln. Das sind die Teile, auf denen die Vorderräder laufen und die drehbar in der Vorderachse montiert sind. Bei diesen Spindeln sind oben und unten Buchsen eingepresst. Diese Buchsen werden mit dem kompletten Gewicht des vorderen Fahrzeugbereiches belastet und das ganz besonders beim Bremsen, bzw. beim Fahren von Kurven.

Leider ist das auch ein Bauteil, das bei der Pflege des Model T gerne etwas stiefmütterlich behandelt wird und daher in der Regel nur unzureichend mit Schmierstoff versorgt wird.

Bei meinem Model T waren die Buchsen zwar nicht einmal so sonderlich stark ausgeschlagen, aber die Spindeln hatten ein Höhenspiel. Das kommt daher, daß die Gabeln in der Vorderachse, die die Spindeln aufnehmen, leicht auseinandergebogen sind. Eine übliche Alterserscheinung. Man kann das zum Teil durch Buchsen mit höherem Bund ausgleichen. Ideal ist das aber nicht. Profis biegen die Gabeln auf einer speziellen Richtbank für Vorderachsen wieder auf das Sollmaß.

Wie weit die Gabeln aufgehen merkt man erst so richtig, wenn man die unten angebrachte Verschraubung löst.
Bei mir war das Höhenspiel auf der rechten Fahrzeugseite mit ca 1 mm etwa doppelt so groß wie auf der linken Seite.

Rechts:


Links:


Also machte ich mich ans Werk und baute erst einmal die rechte Spindel aus.

Dabei gibt es eine wichtige Besonderheit, die im Laufe des langen Leben eines Model T in den allermeisten Fällen irgendwann einmal nicht beachtet wird und unweigerlich zu einer Beschädigung der Vorderachse führt. Der Drehbolzen ( Kingpin) wird in die untere Gabel eingeschraubt und die untere Mutter dient letztendlich nur zur Sicherung des Ganzen (Kontern).
Oft wird die Mutter unten entfernt, der Mechaniker kann den Bolzen durch die Verschraubung nicht nach oben herausziehen und greift schließlich zum Hammer. Und mit dem Bolzen kommt somit auch  das zugehörige Gewinde in der Achsgabel in Einzelteilen heraus.
Das ist auch bei meinem Model T nicht anders. Das Gewinde ist nur noch in Fragmenten vorhanden. Das ist ein Punkt für einen späteren Zeitpunkt. Da muss ich mich erst mal schlau machen, welche Reparaturmöglichkeiten es hier gibt.

Der Austausch der Buchsen in den Spindeln ging mit dem richtigen Werkzeug einfacher als ich befürchtet habe. Die alten Buchsen haben sich mit einem passenden Treiber und ein paar beherzten Hammerschlägen leicht aus ihrem Sitz austreiben lassen.

Auch die neuen Buchsen haben gut gepasst und waren ein paar Hammerschläge später an Ort und Stelle.

Jetzt ging es ans Einreiben der Buchsen. Mit einer ziemlich teuren speziellen Reibahle (100 Dollar) werden beide Buchsen gemeinsam auf das korrekte Maß gebracht.


  
Trotz reichlich Schneidöl war das eine langwierige und schweisstreibende Arbeit. Ich habe bestimmt eine halbe Stunde an der Reibahle gedreht. Das Ergebnis kann sich aber sehen lassen.



Den Bund habe ich erst einmal nicht eingekürzt (spezielles und ebenfalls teures Werkzeug erst einmal umsonst bestellt), um das Höhenspiel der Gabel dadurch auszugleichen. Das hat auch geradeso geklappt.

So 100%ig spielfrei war die Sache nach dem Einbau der Vorderräder zwar nicht, aber besser als vorher allemal. Immerhin waren es die ersten Lenkungsbuchsen in meinem Leben, die ich eingerieben habe.

Die linke Seite habe ich erst einmal so gelassen wie sie war. Die kommt dann beim nächsten Mal mit dran.

Ich bin mal gespannt, wieviele Kilometer diese Buchsen halten. Das Spielchen wird man wahrscheinlich alle paar Jahre wiederholen müssen.

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