Samstag, 26. April 2014

Austausch des Lenkgetriebes

Da das mit der Hülse schneller und besser lief als befürchtet, haben wir uns gleich noch an den Austausch des Lenkgetriebes rangetraut.

Nur zur Info: Das Lenkgetriebe ist beim Model T direkt unter dem Lenkrad in einer kleinen Dose untergebracht in Form eines Planetengetriebes mit der Übersetzung 4:1. Damit lenkt ein Model T sehr direkt. Relativ kleine Einschläge am Lenkrad haben bereits eine Änderung der Fahrtrichtung zur Folge. Umgekehrt natürlich auch: Jeder Absatz über den man fährt ist am Lenkrad zu spüren.
  
Warum also das komplette Lenkgetriebe inklusive der Lenksäule/welle tauschen?
Das hat zwei Gründe:
  • Zum einen war mir ja schon gleich zu Beginn der Model T Schrauberei aufgefallen, daß das Lenkgetriebe ziemlich Spiel hatte, die Planetenräder auf den Achsen zu viel Luft. Das musste auf jeden Fall geändert werden.
  • Zum anderen hat mich das bei den späteren Model Ts verbaute 5:1 Lenkgetriebe gereizt. Damit lassen sich Model Ts einfacher lenken und etwas entspannter fahren. Sagt man zumindest. 
Deswegen habe ich schon vor Wochen ein 5:1 Lenkgetriebe inklusive Welle bestellt.

Theoretisch ist der Tausch recht einfach. Oben das Lenkrad abschrauben, den Deckel von der Getriebedose entfernen und das Getriebe entnehmen. Die Schraube am unteren Ende der Lenkwelle lösen. Nun sollte sich die Lenkwelle nach oben rausziehen lassen.

Ganz ehrlich: Es war auch so einfach. Fast.

Die Mutter am unteren Ende ließ sich wieder einmal recht leicht entfernen.


Um die Lenkwelle nach oben herauszubekommen, mussten wir den Lack auf der Welle abschaben, sonst passt die Welle nicht durch die obere Führung.


Nach ein bisschen Nachhilfe mit einen Holz und einem Hammer konnten wir die Lenkwelle wie gwünscht nach oben rausziehen.

Geschafft. Links stehe ich mit der neuen Lenkwelle und recht steht Uwe mit der alten Lenkwelle in der Hand.


Warum sich meine Frau, nach dem sie das Foto gemacht hatte, schlapp gelacht hat und meinte wir sähen aus wie "Dick und Doof" hat sich uns allerdings nicht erschlossen.

Bevor die neue Welle eingebaut werden konnte, musste noch der Bolzen für das eine Planetenrad eingeschlagen werden. Es werden zwei verschieden lange Bolzen mitgeliefert, weil die früheren Model T noch keinen Endanschlag in der Lenkung hatten. Das heisst, man konnte die Lenkung überdrehen, so lange bis sich die Vorderräder quer gestellt haben und eingebrochen sind. Echt lebensgefährlich.
Bei den späteren Model Ts (also auch bei meinem) hat man im Gehäuse des Lenkgetriebes eine Nut in den Boden gefräst und einen der Bolzen verlängert, damit dieser in der Nut läuft. War die Nut zu Ende, dann konnte man das Lenkrad nicht mehr weiter drehen. So sieht die Nut aus:

 
Und das ist der längere Bolzen am oberen Ende der Lenkwelle. Auf diesen Bolzen laufen die Planetenräder des Lenkgetriebes. Der Bolzen war hier übrigens noch nicht ganz eingeschlagen.


Auf dem nächsten Bild kann man gut den Unterschied zwischen dem 5:1 Lenkgetriebe (oben) und dem 4:1 Lenkgetriebe (unten) erkennen. Beim 5:1 Getriebe ist die Sonne, also das mittlere Zahnrad des Planetengetriebes kleiner, dafür sind die Planetenräder größer.


Die neue Lenkwelle wird dann von oben wieder in die Lenksäule eingeschoben.


Und alles wird immer schön mit Fett eingeschmiert:



Die Getriebedose haben wir später noch bis zum Anschlag mit Fett gefüllt.

Eigentlich wäre die Aktion damit beendet gewesen, hätten wir nicht einen entscheidenden Fehler gemacht. Als wir die Mutter unten auf die Welle aufschrauben wollten, haben wir keine Bohrung für den Sicherungssplint gesehen. Ganz ehrlich.


Kein Problem, dann bohren wir eben ein 2,5 mm Loch für den Splint durch das Gewinde.
Doch ein Problem. Und was für eines. Weil ich beim Bohren nicht vorsichtig genug war, ist der Bohrer abgebrochen. So ein Mist. Zumindest ist er so abgebrochen, daß man die Mutter noch abschrauben konnte. Gott sei Dank.


Wir haben mit allen möglichen Tricks versucht die abgebrochene Spitze des Bohrers wieder heraus zu bekommen. Aber nichts hat geholfen. Das Ding steckte fest und war natürlich über die Hälfte des Wellendurchmesser drin.

Und dann kam der Hammer: Wir haben die Welle wieder ausgebaut, weil wir an Uwe's Ständerbohrmaschine von der anderen Seite bohren wollten bis zum abgebrochenen Bohrer und dann den abgebrochenen Bohrer zurücktreiben wollten. Riskanter Plan.
Doch was sehen wir, nachdem wir die Welle in der Hand hatten: Senkrecht zu unseren missglückten Bohrung ist doch schon eine Bohrung für eine Splint gewesen. Keine Ahnung, warum wir die vorher nicht gesehen haben. Da hätten wir uns den ganzen Ärger sparen können.
Nun hatten wir nur noch das Problem, daß der abgebrochene Bohrer die eigentliche Splintbohrung teilweise verdeckte. Glück im Unglück: Wir konnten den Bohrer zumindest so weit zurücktreiben, daß ein Splint durch die eigentliche Bohrung passte. Super. Problem gelöst.




Das Bild war natürlich nur zur Veanschauung. Die Mutter kam natürlich wieder auf das Gewinde.

So weit, so gut. Nun gab es aber am oberen Ende der Lenkwelle ein Problem. Zwischen dem Lenkrad und der Hutmutter, die das Lenkrad hält, ist ein Spalt von fast 2 mm.



Beim genaueren Hinsehen am nächsten Tag war die Ursache schnell gefunden: Das Gewinde ist zu lang. Sieht man gut beim Vergleich mit dem alten Teil:


Die alte Welle sieht so aus, als ob sie oben abgeschliffen worden ist.

Nun gibt es drei Möglichkeiten:
1. Der Griff zum Winkelschleifer und von oben 2 mm abschleifen.
2. Eine passende Scheibe unter die Hutmutter legen zum Ausgleich des Spalts.
3. Die Hutmutter passt einfach generell nicht. Das Gewinde in der Hutmutter ist zu kurz. Andere Hutmuter kaufen und probieren.

Mal sehen, wie ich das Problemchen löse. Vermutlich wird es Option 1.

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