Am Starter (Anlasser) des Model T Motors gibt es unten eine Ölablaufbohrung. Der Sinn dieser Bohrung ist es, den dahinterliegenden Startermotor vor dem Motoröl zu schützen. Besonders wenn sich Öl bis zu den Kohlen des Elektromotors vorarbeiten würde hätte dies fatale Folgen. Man lässt das an dieser Stelle eventuell auftretende Öl daher lieber über die besagte Bohrung "ins Freie" entweichen.
Wie Motoröl in den Starter kommt? Ganz einfach: Die Starterwelle, auf dessen Ende der sog. Bendix sitzt, führt direkt vorbei am Flywheel. Eine Aufgabe des Flywheels ist es, das Motoröl im Model T Motor hoch zu schleudern und so zu verteilen. Eine Ölpumpe gibt es in diesem Motor ja nicht.
Und damit liegt die Starterwelle genau im "Ölstrom". Die einzige Abdichtung zum Startermotor ist eine Buchse zur Lagerung der Welle. Ist diese zu sehr ausgeschlagen, dann gelangt das Öl zwischen Buchse und Welle in Richtung Startermotor.
Bei meinem Model T kam auch immer wieder Öl aus dieser Bohrung und daher wollte ich noch vor dem Haupttreffen 2015 die Buchse durch eine modernere Variante ersetzt haben. Im Nachhinein war das eine ziemlich "amateurmässige Aktion".
Um die Buchse zu tauschen muss der Starter komplett ausgebaut werden.
Also zunächst den Bendixdeckel und den Bendix ausgebaut (gaaanz wichtig!!!)
Anschliessend das Kabel zur Stromversorgung des Starters lösen und die vier Schlitzschrauben entfernen, die den Starter am Hogshead halten. Nun kann man den Starter "rausfädeln". Gar nicht so einfach, wenn die Verkleidungsbleche unten am Motor angebracht sind.
Um an die Buchse zu gelangen muss der Gehäusedeckels des Starters entfernt werden. Hier macht es Sinn den Motor hochkant hinzustellen, damit man den Deckel vorsichtig nach oben abheben kann ohne dabei die Starterwelle ebenfalls aus dem Gehäuse zu ziehen.
Am unteren Ende der Welle befinden sich die Kohlen. Wenn die Welle zu weit aus dem Gehäuse gezogen wird, drückt es die federbelasteten Kohlen nach innen und man bekommt die Welle nicht mehr ohne weiteres Zerlegen des Starters zurück ins Gehäuse.
Hier kann man das vordere Ende der originalen, einteiligen Buchse schon sehen:
Und dann wurde es für mich schwierig. Ich hatte weder ein geeignetes Werkzeug um die alte Buchse zu entfernen, noch eine Presse um die neue Buchse einzusetzten, geschweigedenn eine geeignete Reibahle um die Buchse an die Welle anzupassen. Das meinte ich eingangs mit "amateurmässige Aktion".
Gehäusedeckel mit originaler Buchse:
So sieht die neue, dreiteilige moderne Variante der Buchse aus:
Die eigentliche Buchse ist zweigeteilt und dazwischen wird ein Wellendichtring eingebaut. Da muss man beim Einbauen zunächst die beiden Buchsenteile ohne den Wellendichtring einpressen und diese beiden Teile auf Mass aufreiben. Anschliessend muss alles wieder raus aus dem Gehäusedeckel und zusammen mit dem Wellendichtring wieder eingesetzt werden.
Für die ganze Aktion war ich also auf externe Hilfe angewiesen. Freundlicherweise haben mich dabei unsere lokale Autowerkstatt und die Dreherei im Ort ganz großartig unterstützt.Aber es hat sich natürlich in die Länge gezogen. Jeder macht das halt mal so nebenbei, wenn gerade mal Zeit ist.
Der Termin für das Jubiläumstreffen am Chiemsee rückte immer näher und ich wurde immer nervöser. Letztendlich habe ich aber am Donnerstag vor dem Treffen meinen Anlasser mit neuer Buchse wieder bekommen. Just in time.
Aus irgendeinem Grund ist die neue Buchse ein gutes Stück kürzer als die alte Buchse. Funktional gesehen ist das zwar nicht von Belang, gewundert hat es mich aber doch.
Also am Freitag den Starter wieder eingebaut und getestet. Es ging, aber die Buchse war offenbar einen Hauch zu eng. Der Starter lief zu langsam los und kam erst mit der Zeit in Schwung. Nicht optimal, aber eine andere Wahl hatte ich nun nicht mehr. Solange die Batterie gut in Schuß ist wird das gehen, zur Not muss ich das Auto eben ankurbeln.