Sonntag, 2. November 2014

Schnell mal nen neuen Timer eingebaut. Hahaha

Bei der Rückfahrt vom Chiemsee war mir auch aufgefallen, daß der Motor bisweilen etwas rauher lief als sonst. Nicht wirklich schlecht, aber rauh.
Daraufhin habe ich mir den Timer, also den Zündverteiler, mal etwas genauer angesehen. Naja, der hatte auf den vergangenen 1500 Kilometern schon ziemlich gelitten.


Bei mir war ein Nachbau eines damals original verbauten Roller-Timers verbaut. Bei einem solchen Roller-Timer läuft eine Metallrolle durch den Druck einer Feder auf einer Kreisbahn abwechselnd über die Kontakte zu den Zünspulen und dazwischen über eine Isolationsschicht.

Wie man am obigen Foto sehen kann, sind in der Isolationsschicht bereits Eingrabungen zu sehen. Damit besteht die Gefahr, daß die Roller quasi das Springen anfängt und zu spät die nächste Kontaktschiene berührt. Das führt zu einem verzögerten Zündfunken und somit zu einem rauhen Motorlauf.

Kein Problem, dachte ich mir, dann tauschste den Rollentimer einfach durch den Anderson-Timer aus, den ich mir sicherheitshalber schon mal aus den USA mitbestellt hatte. Der Anderson oder auch ANCO Timer hat auf der Nockenwelle einen sog. Flapper, also ein federbelastetes Kontaktblech. Die Kontakte zu den Zündspulen sind vier gebogene Blechstreifen und als Isolation dazwischen wird schlicht und ergreifend Luft verwendet.

Der Nachteil des ANCO Timers ist, daß die Kontaktzungen nicht miteinander in Verbindung stehen. Dadurch kann es sein, daß die Zündzeitpunkte der einzelnen Zylinder nicht exakt 180 Grad (an der Kurbelwelle) auseinander liegen.
Das ist aber auch wiederum einer der Vorteile dieses Timers. Man kann den Zündzeipunkt pro Zylinder durch Verbiegen der Kontaktzungen "einstellen".
Weitere Vorteile sind der angeblich geringe Verschleiß und die Robustheit dieses Timers.Das muss ich erst mal so glauben.

Der Kühler war durch die Lötarbeiten sowieso noch ausgebaut, also kam man an den Timer gut ran. Der Austausch des Timers sollte folglich eine Aktion von max. 15 Minuten sein. Daraus geworden ist, wie so oft, eine Nachmittag füllende Bastelaktion mit einigen Überraschungen.

Beim Einbau des Flapper auf der Kurbelwelle hat sich gezeigt, daß die Welle des Flapper an der Mutter anstößt, mit der das Nochenwellenzahnrad auf der Nockenwelle verschraubt wird. Dadurch konnte sich der Flapper nicht mehr bewegen und der Timer hätte nicht funktioniert.


Mir wurde auch ziemlich schnell klar, warum das so war: Die Nockenwelle hatte ungefähr 3 Millimeter axiales Spiel. Scheibenhonig. Das war ein Problem, das ich auf die Schnelle nicht lösen konnte. Also musste eine Ersatzlösung her, wohl wissend, daß es nur ein vorübergehender Workaround war.
Ich habe also nach einigem Überlegen aus einem 2mm Aludraht einen Kreisring gebogen. Dieser hat genau in den Spalte gepasst und dafür gesorgt, daß der Flapper nicht mehr mit der Spezialmutter auf der Nockenwelle in Berührung kam.


Das hat im Prinzip auch sehr gut funktioniert, allerdings war das nächste Problem nicht weit. Die Bohrung für den Sicherungsstift war dadurch zu klein geworden.
Auch hier half eine ziemlich pragmatische Lösung: Ich habe einfach einen dünnen Nagel so bearbeitet, daß er ins Loch passt. Auch keine Dauerlösung.

Gelaufen ist der Motor mit dem Anderson-Timer richtig gut. Wesentlich gleichmässiger und gefühlt etwas kräftiger. War vielleicht aber auch nur Einbildung. Wie so oft. 

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